Erzählperspektive und Einheitlichkeit

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Erzählperspektive und Einheitlichkeit

Warum ist die Erzählperspektive so wichtig?

Ein fesselndes Buch setzt voraus, dass du die Grundlagen des Schreibens beherrschst.
Und dazu zählt auch die Erzählperspektive.

Setze dich, bevor du anfängst zu schreiben, unbedingt damit auseinander, welche Erzählperspektive zu deiner Geschichte und deinem Stil passt.

Probiere dich aus und schreibe einzelne Szenen in unterschiedlichen Perspektiven.
Wie wirken diese jeweils auf dich?
Bemerkst du Unterschiede?

Was möchtest du mit der Erzählperspektive bewirken?

Du kannst dir auch ähnliche Bücher anschauen.
Welche Erzählperspektive wird in deinem Genre häufig benutzt?
Weißt du auch, weshalb?

Nimm dir Zeit hierfür! Wenn du einfach wild losschreibst, tust du dir (und deinen späteren Lesern und Leserinnen) in der Regel keinen Gefallen.

Erzählperspektiven-Wirrwarr

Immer wieder erhalte ich Manuskripte, in denen sich munter die verschiedensten Erzählperspektiven abwechseln.

Ein Satz ist aus der Perspektive der Protagonistin geschrieben, der nächste in der ihrer Zwillingsbrüder und plötzlich kommt auch noch eine unbekannte, vermeintlich auktoriale, Erzählstimme hinzu.

Es wird „Head Hopping“ betrieben und wahllos von einer Figur zur nächsten gehüpft. Manchmal wird zudem noch von der Innen– in die Außensicht der einzelnen Figuren gewechselt.

Viele beschäftigen sich vorab nicht mit der Erzählperspektive und es fällt ihnen erst durch das Lektorat auf.
Das heißt viel Arbeit einerseits für mich als Lektorin und andererseits auch für die Schreibenden. Einiges muss noch mal überarbeitet oder teilweise ganz neu geschrieben werden.

Der falsch verstandene auktoriale Erzähler

Teilweise entsteht das Chaos auch dadurch, dass die auktoriale Erzählperspektive falsch umgesetzt wird und so zum wahllosen Head Hopping führt.
Außerdem wird der vermeintlich auktoriale Erzähler oft dazu missbraucht, Infodumps (erklärende Einschübe) einzustreuen, was ebenfalls nicht seine Aufgabe ist.

Er weiß zwar alles und somit muss sich nicht auf die Sichtweise einer einzigen Figur beschränkt werden, aber diese Erzählperspektive ist durchaus anspruchsvoll.

Hier ist ergänzend eine verständliche Übersicht über die gängigsten Erzählperspektiven verlinkt.
Welche Erzählperspektiven speziell für Kinderbücher geeignet sind, kannst du in diesem Blogartikel nachlesen.

Folgen einer unklaren Erzählperspektive

Durch eine unklare Erzählperspektive macht sich schnell Verwirrung breit. Da kann die Grundidee noch so klasse durchdacht sein. Die Qualität des Textes leidet enorm.

Es wird unklar, worum es eigentlich geht und aus wessen Sicht erzählt wird.
Der rote Faden geht verloren und damit auch die Spannung.

Häufig entsteht dies aus dem Wunsch der Schreibenden heraus, ihre Leserinnen und Leser möglichst viel mitbekommen zu lassen.

Doch das muss gar nicht sein!

Erzählperspektive -Bild Wasserfallbuch

Leserinnen und Leser denken gerne mit!

Gerade dadurch, nicht alles zu wissen, kann teils mehr Spannung entstehen als durch unkontrolliertes Hin- und Herspringen zwischen den Figuren.

Mit einem kontinuierlichen personalen Erzähler können die Leser und Leserinnen auch genug mitbekommen, um komplexeren Handlungssträngen folgen zu können.
Wenn es dir wichtig ist, verschiedene Perspektiven einfließen zu lassen, könnte sich die Multiperspektive eignen.

Egal wofür du dich entscheidest: Eine klar erkennbare Erzählperspektive bietet Orientierung und hat keinerlei Nachteile.

Setze verschiedene Erzählperspektiven gezielt ein

Unterschiedliche Erzählperspektiven zu nutzen, kann durchaus von Vorteil sein und bringt häufig eine ganz andere Dynamik in eine Geschichte hinein.

Jede Figur ist unterschiedlich, was du auch beim Schreiben umsetzen kannst. Außerdem kann es spannend sein, dieselbe Situation aus unterschiedlichen Perspektiven zu lesen. Oder plötzlich aus der Sicht einer anderen Figur etwas Neues über die Protagonistin zu erfahren.

Zur Orientierung könntest du Kapitel abwechselnd aus unterschiedlichen Perspektiven schreiben und dies namentlich kennzeichnen.
Auch erkennbare Perspektivwechsel innerhalb eines Kapitels sind möglich.

(Ich persönlich liebe Bücher mit gut umgesetzten (!) Wechseln der Erzählperspektive.)

Probiere dich nach und nach mehr aus

Um verschiedene Erzählperspektiven gekonnt zu verwenden, brauchst du jedoch einiges an Können und Erfahrung.

Zum Einstieg kann ich dir nur raten, dich auf eine Erzählperspektive festzulegen.
Mit der Zeit kannst du mehr experimentieren.

Kaum etwas ist in einem Buch schlimmer als ein falsch verstandener auktorialer Erzähler oder Erzählperspektiven-Wirrwarr. 😉

Lesetipp

Probiere dich am besten einfach aus!

Hierzu kann ich dir die Schreibratgeber „Heute schon geschrieben?“ von Diana Hillebrand empfehlen.

In Band 1 findest du ab Seite 180 einige abwechslungsreiche Übungen zu den verschiedenen Erzählperspektiven.

Weitere Schreibtipps findest du auch in diesem Blogartikel von mir.

Viel Spaß beim Experimentieren!😊

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