Warum die Auswahl der Textart für dein Kinderbuch so wichtig ist
„Kinderbuch“ ist ein eigenes Genre und umfasst sämtliche Literatur für Kinder.
Doch es gibt verschiedene Textarten, die sich teils enorm voneinander unterscheiden.
Gemeinsam haben alle den Fokus auf kindgerechte Sprache, abhängig von der jeweiligen Altersgruppe der Kinder.
Auch die Zielgruppenorientierung ist in diesem Genre sehr wichtig.
Du schreibst zwar für die Kinder, aber zuerst musst du deren Eltern von deiner Idee überzeugen.
Bei jeder einzelnen Textart solltest du zudem jeweils einige grobe Vorgaben einhalten.
Also, welche verschiedenen Textarten gibt es?
Einige fallen dir bestimmt gleich ein, oder?
Bilderbuch
Bilderbücher sind bei den ganz Kleinen sehr beliebt.
Die Zielgruppe ist hier ca. zwischen 2 und 5 Jahren alt.
Je nach Alter können die Themen variieren.
Wichtig ist bei Bilderbüchern, dass es auf jeden Fall ein Happy End gibt.
Spannung ist dagegen eher zweitrangig.
Kleinkinder leben im Jetzt.
Die meisten Bilderbücher sind deswegen in Präsens geschrieben und haben einen personalen Erzähler.
Durch diese Erzählperspektive entsteht Nähe und die Kinder können sich leicht mit den Figuren identifizieren.
Der Fokus liegt bei dieser Art von Kinderbuch mehr auf den Illustrationen.
Text gibt es daher eher weniger: meistens 2 bis 3 Sätze pro Seite.
Bei Bilderbüchern für ältere Kinder auch mehr.
Beim Schreiben solltest du daher darauf achten, dass sich deine Geschichte auch gut verbildlichen lässt.
Bilderbücher sind größtenteils recht kurz und umfassen in der Regel zwölf Doppelseiten.
Vorlesebuch
Ab ungefähr 3 Jahren lieben es Kinder, Geschichten vorgelesen zu bekommen.
Deswegen ist das Vorlesebuch eine sehr beliebte Form des Kinderbuchs.
Auch hier gibt es häufig zusätzliche Illustrationen, die sich die Kinder dann gemeinsam mit ihren Eltern anschauen können.
Die Geschichten sollten eine Vorlesedauer von 5 bis 10 Minuten haben. So eignen sie sich auch perfekt als Gutenachtgeschichte.
Cliffhanger sind eher zu vermeiden, da die Kinder sonst nach der eigentlichen Geschichte nicht abschalten und auch nicht einschlafen können.
Für ein Vorlesebuch sind in sich abgeschlossene Geschichten zum selben Thema oder lose miteinander verstrickte Geschichten, mit wiederkehrenden Figuren, sehr gut geeignet.
Häufig wird hier der auktoriale Erzähler verwendet, es sind jedoch natürlich auch andere Erzählperspektiven möglich.
Auch wird hier ebenfalls oft in Präsens geschrieben.
Viel wörtliche Rede ist im Vorlesebuch außerdem wichtig.
So wirkt die Geschichte aktiv und die Vorlesenden können durch verschiedene Stimmlagen noch mehr Dynamik in das Vorlesen hineinbringen.
Erstleserbuch
Erstleserbücher sind Kinderbücher für Kinder ab 6 Jahren.
Hier sind kurze Sätze und eine einfache Sprache essenziell.
Benutze auf keinen Fall Fremdwörter und behalte im Hinterkopf, dass dies die ersten Leseversuche der Kinder sind.
Auch hier gibt es oft zusätzliche Illustrationen oder einzelne Bilder für Wörter, die zum Lesen noch zu schwierig wären.
Bekannte Reihen sind zum Beispiel der Leserabe oder Leselöwen.
Oft dreht sich hier thematisch vieles um den Einstieg in die Schule. Es sind jedoch auch zahlreiche andere Themen möglich.
Wichtig ist lediglich der Bezug zur Lebenswelt der Kinder in diesem Alter.
Kindersachbuch
Das Kindersachbuch ist ebenfalls sehr beliebt im Genre „Kinderbuch“.
Es gibt auch Bilderbuchsachbücher, bei denen die Kinder hinter einzelnen Klappen im Buch einiges entdecken können und ihnen so spielerisch verschiedene Dinge beigebracht werden.
Bei älteren Kindern sind Schaukästen, Bilder und Grafiken sehr wichtig.
Sachbücher für Kinder gibt es zu allen möglichen Themen. Ein gewisser Bezug zur Lebenswelt der Kinder sollte auch hier gegeben sein, aber ansonsten sind dir hier bezüglich der Themenauswahl fast keine Grenzen gesetzt.
Beachte jedoch, dass deine Sprache immer leicht verständlich und an deine Zielgruppe angepasst sein sollte.
Ein Sachbilderbuch für Kinder ab 5 Jahren finde ich besonders empfehlenswert: „Kackadiesisch! Darwins großes Regenwurmspektakel“ von Polly Owen. Auf kindgerechte Art und Weise lernen die Kinder mit viel Humor Spannendes rund um den Regenwurm und Darwins Forschung. Die Illustrationen ergänzen den Text perfekt.
Kinderroman
Kinderromane gibt es meist in den Kategorien ab 8 und ab 10 Jahren.
Im Gegensatz zur Belletristik für Jugendliche und Erwachsene sind die Bücher mit nur ca. hundert bis zweihundert Seiten relativ kurz.
Die Protagonisten sollten idealerweise 1 bis 2 Jahre älter als deine Zielgruppe sein.
So fällt es den Kindern leichter, sich mit ihnen zu identifizieren.
Neben Kindern sind auch Tiere oder Fabelwesen sehr beliebt.
Erwachsene Protagonisten eignen sich eher weniger.
Im Kinderroman wird im Gegensatz zu den anderen Kinderbüchern als Erzählzeit häufig das Präteritum verwendet.
Es sind verschiedene Erzählperspektiven möglich.
Versuche jedoch nicht zu viele gleichzeitig zu benutzen.
Wissenswertes dazu findest du in diesem verlinkten Blogartikel zur Erzählperspektive.
Mit Ironie solltest du bei Kinderromanen aufpassen, da viele Kinder dies noch nicht verstehen.
Versuche stattdessen deine Protagonisten aktiv handeln zu lassen, benutze wörtliche Rede und baue Spannung auf.
Auch hier sind die verschiedensten Themen verbreitet: vom Abenteuerroman, über Märchen speziell für Mädchen, hin zu lustigen Tiergeschichten.
Zielgruppenorientierung
Egal, was für ein Buch du schreibst, die Zielgruppenorientierung ist immer essenziell.
Bei einem Kinderbuch ist sie, wie bereits geschrieben, jedoch etwas Besonderes.
Die Eltern oder Bezugspersonen der Kinder wählen in der Regel die Bücher aus.
Du solltest darauf achten, dass deine kleinen Leserinnen und Leser nicht potenziell zu gefährlichen Dingen o.Ä. verleitet werden.
Denke bei allem, was du deine Figuren machen lässt, daran, ob dies auch für Kinder in dem jeweiligen Alter geeignet ist.
Vermeide es zum Beispiel, dass deine sechsjährige Protagonistin allein auf einem vereisten See mitten im Wald Schlittschuh fährt.
Oder dass dein siebenjähriger Protagonist seine Eltern andauernd anlügt, um spannende Abenteuer erleben zu können.
Kinder identifizieren sich mit ihren Lieblingsfiguren und neigen dazu, diese nachzuahmen.
Auch wird häufig Wert auf pädagogisch wertvolle Bücher, aus denen die Kinder etwas lernen können, gelegt.
Dies sind Aspekte, die bei vielen Erwachsenen eine Rolle bei der Auswahl des passenden Kinderbuchs spielen.
Trotz allem darfst du die Kinder nicht aus dem Auge verlieren.
Letztlich muss dein Buch nicht nur den Eltern gefallen, sondern auch den Kindern selbst.
Es sollte für sie gut nachvollziehbar sein und auch sprachlich passen. Je nach Thema sind auch Humor oder spaßige Elemente in den Illustrationen sehr beliebt.
Fazit
Bilderbuch, Vorlesebuch, Erstleserbuch, Kindersachbuch, Kinderroman – alles ein Genre, jedoch komplett unterschiedliche Bücher.
Bevor du anfängst, dein Kinderbuch zu schreiben, solltest du dir überlegen, welche Textart am besten zu deiner Idee passt.
Wie du lesen konntest, gibt es für jede einzelne Textart doch recht klare Vorgaben.
Natürlich hast du jedoch auch Freiheiten und kannst experimentieren.
Manche Dinge, wie die ungefähren Seitenangaben etc., solltest du jedoch einhalten. Sonst könnte es sein, dass sich dein Buch am Ende nicht verkauft.
Im Gegensatz zu anderen Genres ist bei Kinderbüchern manches aufgrund der Besonderheiten der Zielgruppe weniger frei.
Ich bin auf Kinderbuchlektorat spezialisiert.
Aufgrund meiner sozialpädagogischen Erfahrung liegt mir die persönliche Weiterentwicklung der Kleinen besonders am Herzen.
Bei deinem nächsten Projekt unterstütze ich dich sehr gern. 🙂
Ich freue mich auf deine Nachricht!