Was du beim Schreiben beachten solltest
Du bist dabei, ein Buch zu schreiben?
Oder würdest du gerne schreiben?
Vielleicht fällt es dir schwer, Szenen zum Leben zu erwecken oder Begriffe wie „Inquit-Formel“ lösen bei dir nur Fragezeichen aus?
Übung macht bekanntlich den Meister.
Hier habe ich dir vielfältige Schreibtipps zusammengefasst, mit denen du deinen Schreibstil weiter verfeinern kannst.
Schreibtipp Nr. 1: Der rote Faden und die Logik
Baut deine Geschichte gut und nachvollziehbar aufeinander auf? Oder springst du zeitlich immer wieder hin und her?
Du musst natürlich nicht alles chronologisch erzählen.
In der Belletristik sind Rückblenden durchaus legitim. Doch in diese solltest du gut hinein- und wieder herausleiten.
Auch wenn du etwa deine Geschichte aus der Multiperspektive schreibst, sollte der rote Faden erhalten bleiben.
Warum ist der rote Faden so wichtig?
Er bietet deinen Lesern und Leserinnen sowie deiner Geschichte selbst Struktur und Orientierung.
Wenn du einfach drauflos schreibst, solltest du immer wieder kritisch testen, ob deine Geschichte auch wirklich in sich stimmig ist.
Andererseits kannst du dir auch überlegen, ob dir ein Plotplan oder eine ausführliche Gliederung vorab weiterhilft.
Eng mit dem roten Faden verbunden ist die Logik
Sind die Haare deiner Protagonistin plötzlich blond und nicht mehr braun?
Liegt das Haus des Antagonisten auf einmal direkt am Wasser?
Kleinere Logikfehler passieren fast jedem Schreibenden. Es kann vorkommen, dass du selbst viel zu tief in deinem Text versunken bist, sodass dir manches nicht mehr auffällt.
Hier hilft manchmal ein Blick von außen. Prüfe deine Texte trotzdem auch selbst immer wieder auf Herz und Nieren bezüglich der Logik.
Schreibtipp Nr. 2: Die Rolle der Erzählperspektive und Erzählzeit
Jede Erzählperspektive hat Vor- und Nachteile. Manche eignen sich besser für bestimmte Genres oder Altersgruppen.
Eine Übersicht über die gängigen Erzählperspektiven findest du hier.
Wenn du Kinderbücher schreibst, musst du beispielsweise ganz andere Dinge beachten als in der Erwachsenenliteratur. Lies mehr darüber in dem hier verlinkten Blogartikel.
Egal, für welche Erzählperspektive du dich entscheidest, ganz wichtig ist die Einheitlichkeit. Wechselst du willkürlich die Erzählzeit, verwirrst du deine Leser und Leserinnen.
Kontinuität ist wichtig – auch in deinem Text
Dies trifft nicht nur auf die Erzählperspektive zu, sondern auch auf die Erzählzeit.
Überlege dir vor dem Schreiben, in welcher Zeitform du schreiben möchtest.
Wenn du dir nicht sicher bist, kannst du auch probehalber einzelne Szenen in verschiedenen Zeiten schreiben.
Was fühlt sich für dich und deinen Text am stimmigsten an?
Du kannst auch gezielt unterschiedliche Zeiten benutzen. Springe jedoch nicht wahllos zwischen Präsens und Präteritum hin und her, sonst irritierst du deine Zielgruppe.
Schreibtipp Nr. 3: Lasse Tempo entstehen
Schreibstile variieren, genauso wie die Vorlieben der Leser und Leserinnen.
Versuche ein wenig herumzuprobieren und mit der Satzlänge zu spielen. Teilweise eignen sich längere Sätze durchaus oder vielleicht neigst du ohnehin eher zu Schachtelsätzen.
In manchen Szenen solltest du dies jedoch vermeiden. Etwa, wenn plötzlich etwas Unerwartetes passiert oder du dich in einer Kampf- oder Streitszene befindest.
Durch gezielt eingesetzte kurze Sätze bekommst du Spannung in deinen Text. Es entsteht Tempo. Das Interesse der Lesenden wird geweckt.
Probiere dich aus!
Schreibtipp Nr. 4: Erschaffe realistische Figuren
Versuche, deine Figuren zum Leben zu erwecken.
Lerne sie kennen!
- Erstelle einen Lebenslauf deiner Figuren.
- Interviewe sie zu verschiedenen (Konflikt-) Themen.
- Sammle alles über sie, was dir einfällt. Was sind ihre Charaktereigenschaften und Vorlieben? Was mögen sie absolut nicht? Wo liegen ihre Schwächen?
Nicht alles davon muss später auch in deinem Buch vorkommen, aber so kannst du aktiv mit ihnen in Kontakt gehen.
Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Auch deine Figuren sollten nicht zu perfekt sein. Durch glaubhafte Figuren verhilfst du deinem Text zu mehr Tiefe.
Schreibtipp Nr. 5: Schreibe aktiv!
Schreibe aktiv und versetze dich in die Innenwelt deiner Figuren. So kannst du glaubhaft herüberbringen, was sie empfinden.
Ist deinem Protagonisten kalt und um ihn herum liegt Schnee?
Oder stapft er durch tiefen Schnee, welcher ihm von oben in die Stiefel dringt? Reibt er seine Hände aneinander, während er sich eine Tasse Tee herbeisehnt?
Versuche Infodumps (erklärende Einschübe) zu vermeiden
Häufig entstehen diese aus dem Bedürfnis der Schreibenden heraus, auch ja alles detailliert wiederzugeben. Die Lesenden sollen möglichst alles wissen, damit sie die Geschichte auch verstehen.
Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Infodumps hemmen den Lesefluss und führen teils zu Langeweile bei den Leserinnen und Lesern.
Die Texte wirken häufig unrund und passiv.
Überlege dir, was deine Leser und Leserinnen wirklich wissen müssen. Lasse deine Figuren aktiv werden. Indem sie handeln, kannst du indirekt wichtige Informationen einweben.
Schreibtipp Nr. 6: Die Inquit-Formel
In fast jedem Text kommt sie vor: die wörtliche Rede! Immer mit dabei: die Inquit-Formel, der Begleitsatz der wörtlichen Rede.
Häufige ungewollte Begleiter sind kleine und größere Fehler in der Zeichensetzung oder in der Inquit-Formel selbst.
Mal wird das Sprechverb vergessen oder es gibt zwei Begleitsätze für denselben Redeanteil.
Die Herausforderungen der wörtlichen Rede und typische Fehler habe ich in diesem Blogartikel rund um die Inquit-Formel zusammengefasst.
Schreibtipp Nr. 7: Verleihe deinem Text Struktur
Absätze und Leerzeilen verschaffen deinem Text Struktur.
Bei Bedarf sorgen Sie für Tempo in spannenden Szenen oder machen deutlich, dass eine neue Szene beginnt.
So bieten sie den Lesenden viel Orientierung.
Oft werden sie jedoch sehr wahllos eingesetzt. Insbesondere mit Leerzeilen solltest du eher sparsam umgehen. Meistens reicht stattdessen ein Absatz aus.
Möchtest du eine klare Übersicht bekommen, wann du eine Leerzeile einfügen solltest und wann nicht? Dann lies diesen Blogartikel.
Schreibtipp Nr. 8: Kursivsetzungen
Kursivsetzungen sind in Büchern aktuell sehr beliebt. Auch sie bieten den Lesenden Struktur – sofern sie einheitlich verwendet wird.
Wann wird etwas in der Regel kursiv markiert?
- um Auszüge aus schriftlichen Texten (z.B. Briefen) zu markieren
- um Gedanken ohne Begleitsatz zu kennzeichnen
- um Titel von Liedern, Büchern oder Eigennamen zu kennzeichnen
- um einzelne Wörter zu betonen
Prinzipiell musst du nichts kursiv markieren
Letztlich ist hier nichts in Stein gemeißelt, aber du solltest einheitlich vorgehen.
Wenn du anfangs alle Gedanken deiner Protagonistin kursiv setzt und zum Beispiel ab Seite 55 damit aufhörst, sorgst du letztendlich für Irritationen.
Achte auch darauf, dass es nicht überhandnimmt. Teilweise wird sehr viel kursiv markiert – obwohl es nicht zwingend notwendig wäre.
Lasse deine Leser und Leserinnen stattdessen doch selbst mitdenken.
Schreibtipp Nr. 9: Streiche überflüssige Adjektive und Füllwörter
Scheinen deine Figuren häufig etwas zu machen und handeln nicht aktiv?
Sagen sie andauernd etwas nickend, lachend oder weinend?
Benutzt du teilweise drei oder mehr Adjektive, um ein und dieselbe Situation oder denselben Gegenstand zu beschreiben?
Manchmal kann all dies sinnvoll sein – gezielt eingesetzt.
Achte auf den Mehrwert
Erfahren deine Leser und Leserinnen durch ein bestimmtes Adjektiv etwas Wichtiges? Wird dadurch eine besondere Stimmung produziert? Würde etwas fehlen, wenn du kürzen würdest?
Vermeide im Gegenzug etwa Formulierungen wie „leise flüstern“. Laut flüstern ist unmöglich, weswegen das Adjektiv „leise“ hier überflüssig ist.
Dasselbe gilt für Füllwörter, wie etwa „nun“, „total“ oder „irgendwie“. Setze diese nur dann ein, wenn es notwendig ist.
Prüfe deinen Text kryptisch. Sicher hast auch du ein Lieblingswort, das du häufig benutzt. 😉
Schreibtipp Nr. 10: Kürze radikal!
Ein seltsamer Schreibtipp, oder? Kürzen ist ja doch das Gegenteil von Schreiben?!
Das stimmt, trotzdem liegt häufig in der Kürze die Würze.
Viele Schreibende neigen dazu, insbesondere die für sie selbst wichtigen Dinge, immer wieder zu wiederholen.
Lies dir deinen Text konzentriert durch.
Fallen dir (kleine) inhaltliche Wiederholungen auf? Beschreibst du manches zu ausführlich? Oder wiederholst du einzelne Wörter?
Wird zu viel verraten, wird ein Text schnell langweilig
Genau dieses Nicht-Wissen führt dazu, dass Interesse geweckt wird.
Kürze gezielt eine Seite auf das Wesentliche und lies dir selbst beide Versionen vor.
Wie wirkt dein Text nun auf dich?
Fazit
Oh ja, beim Schreiben musst du dich mit den verschiedensten Themen auseinandersetzen.
Inquit-Formel, Infodumps, Figurenentwicklung, Textstrukturierung und, und, und.
Manchmal kann es schwer sein, dir selbst nicht zu viel Druck zu machen. Fehler und Unwissen sind vollkommen normal. Wichtig ist es, dass du dich damit aktiv beschäftigst.
So werden dein Schreibstil und deine Texte mit der Zeit immer stimmiger.
Die Aufzählung ist bei Weitem nicht vollständig. Aber vielleicht hast du das ein oder andere dazugelernt?
Wenn du weitere Fragen hast, dann melde dich gerne direkt bei mir!